Schulwoche 3
Werkzeuge für ein Handwerk
Sep 6, 2025
Lesezeit
5 Min.
Von

Riccarda Campell
Intensiv, herausfordernd und inspirierend – so lässt sich unsere dritte Ausbildungswoche am besten beschreiben. Wir tauchten tief ins journalistische Handwerk ein, schärften unser Können bei Reportagen und Porträts, beschäftigten uns mit der eigenen Marke und wagten erste Schritte in die investigative Recherche. Zwischen Theorie und Praxis, ehrlichem Feedback und anspruchsvollen Übungen wurde schnell klar: Diese Woche brachte uns nicht nur neue Werkzeuge, sondern auch ein geschärftes Verständnis dafür, was Journalismus leisten kann – und wie wir uns darin weiterentwickeln wollen.
Reportagen und Porträts im Fokus
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Schreibens. Am Morgen nahm uns Andreas Wolfers mit in die Welt der Reportage: Eine Reportage sollte Kino im Kopf sein, erklärte er – Bilder, die beim Lesen aufleuchten, Szenen, die man förmlich riechen und hören kann. Mit diesem Anspruch legten wir unsere eigenen Texte auf den Seziertisch, liessen kein Detail unkommentiert und diskutierten über Stärken und Schwächen – und wie sich jede Passage zuspitzen oder klarer machen liesse.
Am Nachmittag wechselten wir zum Porträt. Auch hier hiess es: Texte auf den Prüfstand, mit ehrlichem und präzisem Feedback. Danach wurde es praktisch: In einem Interview mit Andreas Wolfers trainierten wir, hartnäckig zu bleiben und auch persönliche Fragen nicht auszusparen. Aus diesem Gespräch entstand zum Schluss ein kurzes Porträt über ihn – die Probe aufs Exempel.
Die journalistische Marke
Am Mittwoch führte uns Peter Hossli in das Thema journalistische Marke ein. Wir stellten uns die Kernfrage: Wer will ich als Journalist:in sein? Bis zum Ende der Ausbildung sollen wir klarer wissen, welches Fachgebiet wir besetzen wollen. Dazu gehört auch eine eigene Website – das Projekt haben wir bereits skizziert.
Danach übernahmen Anja Schäublin (Moderatorin Radio Energy), Jan-Niklas Reinhardt (Manager Social Media beim Blick) und Elena Mathys (News-Sprecherin Radio Energy). Sie coachten uns in unserem Auftritt auf Social Media. Es ging nicht nur um Reichweite, sondern auch um Glaubwürdigkeit. Braucht es ein separates Geschäftskonto? Welche Plattform passt zu welchem journalistischen Profil – LinkedIn, Instagram oder doch X? Und wie balanciert man persönliche Einblicke mit professionellen Inhalten? Wir diskutierten, welche Inhalte Vertrauen schaffen, welche schnell Reichweite bringen und wo die Gefahr liegt, sich im digitalen Lärm zu verlieren.
Am Nachmittag folgte die MDB-Schulung mit Michael Matthes (Leiter Produktion beim Blick). Wir lernten das Programm kennen, das uns von nun an im Alltag begleiten wird.
Mit Fragen zum Kern
Der investigativ arbeitende Journalist Matthias Brendel gewährte uns am Donnerstag faszinierende Einblicke in seine Recherche-Praxis: Wie kommt man an Informationen, wo lauern Fallstricke – und welche digitalen Tools können helfen? Gemeinsam probierten wir verschiedene Werkzeuge aus und liessen uns von seinen packenden Erfahrungsberichten inspirieren.
Am Nachmittag ging es direkt in die Praxis: In einer simulierten Pressekonferenz trainierten wir unsere Frage-Taktiken – nicht verwirren lassen, klug zusammenarbeiten und gezielt geschlossene Fragen stellen. Zum Abschluss des ersten Tages stellte uns Brendel vor die wohl härteste Probe: Jeder erhielt einen eigenen Fall und musste in einem simulierten Telefonat den entscheidenden Twist herauskitzeln. Dabei zeigte Brendel nicht nur sein journalistisches Können, sondern auch beachtliche schauspielerische Qualitäten.
Am Freitag gingen die Übungen in die nächste Runde: Mit viel Hartnäckigkeit und einigen Tricks versuchten wir, Matthias Brendel die Wahrheit zu entlocken – anstrengend, aber auch voller Lacher. Am Nachmittag stand eine neue Herausforderung an: Gemeinsam mussten wir einen kniffligen Fall knacken. Dafür riefen wir verschiedene gespielte Personen an, kombinierten ihre Aussagen und arbeiteten uns Schritt für Schritt zur Lösung vor.
Damit ging unsere dreiwöchige Schulphase zu Ende, die wir bei einem gemeinsamen Anstossen auf der Terrasse der Villa Römerhalde ausklingen liessen.
